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September 2014

Gutes Körperbild – weniger Rückenschmerz

Wer seine eigene Gesundheit und sein Befinden negativ einschätzt, hat oftmals auch stärkere Rückenschmerzen – das subjektive Körperbild ist ein wichtiger Einflussfaktor bei Schmerz, so eine Studie von Bochumer und Kölner Forschern im Projekt „RanRücken".

Sogar bei Schmerzen sind Sportler gegenüber untrainierten Menschen im Vorteil.Sportler haben generell ein besseres Körperbild, das ihnen auch in Schmerzphasen zugute kommt. Die Verbesserung des Körperbilds kann daher sowohl vorbeugend als auch therapeutisch dazu beitragen, dass Rückenschmerzen weniger belasten. Die Ergebnisse ihrer Studie stellen die Forscher bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGP) an der Ruhruniversität Bochum (RUB) vor. Derzeit prüfen sie verschiedene Therapieansätze in Zusammenarbeit mit physio- und sporttherapeutischen Einrichtungen in der Region auf ihre Machbarkeit. Sie berichten darüber beim 49. DGP-Kongress, der vom 21. bis 25. September in Bochum stattfindet.

Rückenschmerzen: Häufig und meistens ohne klare Ursache
Über 85 Prozent der Deutschen leiden mindestens einmal im Leben an Rückenschmerz, in jedem dritten Fall werden die Schmerzen chronisch. Meist ist der untere Rücken betroffen, und bei 85 Prozent lässt sich der Schmerz nicht auf eine spezifische Strukturstörung zurückführen – er ist nichtspezifisch. Die Ursachen für die Entstehung und Chronifizierung von nichtspezifischen Rückenschmerzen werden viel diskutiert: Neben physiologischen Aspekten wie genetische Ausstattung, Zwangshaltungen, mangelnde Muskulatur rücken zunehmend psychosoziale Faktoren wie Stress, fehlende Erholung, maladaptives Schmerzverhalten ins Interesse der Forschung.

Körperbild: Befinden, Akzeptanz und Effizienz
Neu ins Visier der Forschung rückt das subjektive Körperbild. Es umfasst verschiedene Aspekte zur Wahrnehmung und Einschätzung des eigenen Körpers. Sportwissenschaftler und Psychologen der Deutschen Sporthochschule Köln und der RUB haben sich auf drei Aspekte konzentriert: Gesundheit und körperliches Befinden, Selbstakzeptanz des Körpers und körperliche Effizienz. 2012 und 2013 befragten sie sowohl Patienten mit nichtspezifischen Schmerzen im Lendenbereich aus der Allgemeinbevölkerung als auch aus dem Leistungssport zu diesen und weiteren psychosozialen Aspekten sowie zum Umgang mit Schmerz.

Je weniger fit man sich fühlt, desto stärker ist der Schmerz
„Auch, wenn die Forschung dazu noch in den Kinderschuhen steckt, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass es Zusammenhänge zwischen subjektivem Körperbild und Rückenschmerz, in diesem Fall konkret der Schmerzintensität, gibt“, sagt Claudia Levenig von der RUB. Je negativer die Befragten aus der Allgemeinbevölkerung die eigene Gesundheit und das körperliche Befinden sahen, desto höher war auch die Schmerzintensität in den vergangenen sieben Tagen und den letzten drei Monaten gewesen.

Sportler sind selbst in Schmerzphasen im Vorteil
Die Forscher verglichen zudem die Sportaktivität der insgesamt 250 Befragten. Sie erhoben, auf welchem Leistungsniveau sie Sport trieben und wie viel sie vor Beginn der Rückenschmerzen trainiert hatten. Dabei zeigte sich: Je höher das Level der sportlichen Aktivität, umso höher schätzten die Personen ihre körperliche Effizienz ein. Patienten, die vor Beginn der Rückenschmerzen keinen Sport betrieben hatten, fühlten sich im Gegensatz zu Freizeit- und Leistungssportlern weniger gesund und nahmen ihren Rücken auch als weniger trainiert war. „Sportler haben also auch in Verletzungs- und Schmerzphasen gegenüber Nichtsportlern höhere Körperbildwerte. Daher scheint gerade bei Nichtsportlern in der Physio- und Sporttherapie die Arbeit an einer Verbesserung des Körperbildes sowie einer verbesserten Einschätzung der eigenen Trainiertheit wichtig zu sein“, so die Forscher.

Verdrängung ist keine gute Strategie
Den Schmerz zu unterdrücken ist übrigens keine gute Strategie. Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Körperbild und individueller Schmerzverarbeitung zeigte, dass Patienten, die den Schmerz mehr oder weniger erfolgreich zu unterdrücken versuchen und dabei eher depressiver Stimmung sind (weil die Schmerzunterdrückung eher nicht gelingt), ihre Gesundheit ebenfalls negativer bewerten als Patienten, die einen adaptiven Umgang mit Schmerz aufweisen, denen also ein flexibler Wechsel zwischen körperlicher Be- und Entlastung gelingt. „Wir schließen aus diesen Ergebnissen, dass die Verbesserung des Körperbildes sowohl ein zentrales Element in der Physio- und Sporttherapie bei Patienten mit nichtspezifischen Rückenschmerzen ist als auch präventiv wirksam sein könnte“, so Claudia Levenig.

RanRücken ist eine Initiiative des Bundesinstituts für Sportwissenschaft zur Optimierung der Diagnose, Prävention und Therapie von Rückenbeschwerden im Spitzensport und in der Gesellschaft.

Quellen: Ruhr-Universität Bochum; Bild: Syda Productions, Fotolia

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