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Januar 2018

Stoffwechselprodukte von Darmbakterien machen es möglich: Mit Müsli gegen Arthritis

Dass eine gesun­de Ernäh­rung unser all­ge­mei­nes Wohl­be­fin­den stei­gert, ist alt­be­kannt. Jetzt haben For­scher der Fried­rich-Alex­an­der-Uni­ver­si­tät Erlan­gen-Nürn­berg (FAU) her­aus­ge­fun­den, dass eine bal­last­stoff­rei­che Kost den Krank­heits­ver­lauf von chro­nisch-ent­zünd­li­chen Gelenk­er­kran­kun­gen posi­tiv beein­flus­sen und zu einer Stär­kung der Kno­chen füh­ren kann.

Schlüs­sel für die Wir­kung unse­rer Ernäh­rung auf die Gesund­heit sind die Darm­bak­te­ri­en: Eine gesun­de Darm­flo­ra besteht aus einer Viel­zahl von Bak­te­ri­en­ar­ten. Jeder erwach­se­ne Mensch trägt etwa zwei Kilo­gramm an gut­ar­ti­gen Bak­te­ri­en in sei­nem Darm. Die­se Ver­dau­ungs­hel­fer zer­le­gen Bal­last­stof­fe in ein­zel­ne Bestand­tei­le, so dass der Kör­per sie auf­neh­men kann. Dabei ent­ste­hen kurz­ket­ti­ge Fett­säu­ren, die für den Kör­per wich­tig sind. Die­se lie­fern Ener­gie, regen die Darm­be­we­gung an und wir­ken ent­zün­dungs­hem­mend. Die Darm­bak­te­ri­en bekämp­fen dar­über hin­aus Krank­heits­er­re­ger, die in den Ver­dau­ungs­trakt gelan­gen. Bekannt ist, dass die Zusam­men­set­zung der Darm­flo­ra schüt­zen­de, aber auch krank­ma­chen­de Effek­te haben kann. Ein intak­tes Zusam­men­le­ben der ver­schie­de­nen Bak­te­ri­en schützt die Darm­wand und ver­hin­dert, dass sie für Krank­heits­er­re­ger durch­läs­sig wird.

In der aktu­el­len Ver­öf­fent­li­chung in „Natu­re Com­mu­ni­ca­ti­ons” zei­gen die FAU-For­scher, dass es jedoch nicht die Darm­bak­te­ri­en selbst sind, son­dern ihre Stoff­wech­sel­pro­duk­te, die das Immun­sys­tem beein­flus­sen und damit auch auf Auto­im­mun­erkran­kun­gen wie die rheu­ma­to­ide Arthri­tis wir­ken. Unklar ist noch, wie die Ver­stän­di­gung zwi­schen Darm­bak­te­ri­en und Immun­sys­tem abläuft und wie gege­be­nen­falls die Bak­te­ri­en posi­tiv beein­flusst wer­den könn­ten. Im Fokus der For­scher ste­hen dabei die kurz­ket­ti­gen Fett­säu­ren Pro­pio­nat und Buty­rat, die inner­halb von Gär­pro­zes­sen der Darm­bak­te­ri­en gebil­det wer­den. Die­se Fett­säu­ren sind unter ande­rem in der Gelenk­flüs­sig­keit zu fin­den und man nimmt an, dass sie einen wich­ti­gen Ein­fluss auf die Funk­ti­ons­tüch­tig­keit der Gelen­ke haben.

Die FAU-Wis­sen­schaft­ler um Dr. Mario Zaiss von der Medi­zi­ni­schen Kli­nik 3 – Rheu­ma­to­lo­gie und Immu­no­lo­gie am Uni­ver­si­täts­kli­ni­kum Erlan­gen konn­ten zei­gen, dass eine gesun­de, bal­last­stoff­rei­che Ernäh­rung die Darm­flo­ra so ver­än­dert, dass mehr kurz­ket­ti­ge Fett­säu­ren, vor allem Pro­pio­nat, gebil­det wer­den. Sie konn­ten eine erhöh­te Kon­zen­tra­ti­on der kurz­ket­ti­gen Fett­säu­re unter ande­rem im Kno­chen­mark nach­wei­sen, wo das Pro­pio­nat bewirk­te, dass sich die Zahl der kno­chen­ab­bau­en­den Zel­len ver­rin­ger­te und damit auch den Kno­chen­ab­bau deut­lich ver­lang­sam­te. Pro­pio­nat wird schon seit den 1950er Jah­ren als Kon­ser­vie­rungs­mit­tel in der Back­in­dus­trie ver­wen­det und ist als pro­mi­nen­ter Ver­tre­ter kurz­ket­ti­ger Fett­säu­ren nach EU Richt­li­ni­en als Nah­rungs­mit­tel­zu­satz­stoff über­prüft und zuge­las­sen.

„Wir konn­ten zei­gen, dass eine bak­te­ri­en­freund­li­che Ernäh­rung ent­zün­dungs­hem­mend ist und zugleich einen posi­ti­ven Effekt auf die Kno­chen­fes­tig­keit hat“, sagt Stu­di­en­lei­ter Dr. Mario Zaiss. „Unse­re Erkennt­nis­se bie­ten einen viel­ver­spre­chen­den Ansatz für die Ent­wick­lung inno­va­ti­ver The­ra­pi­en bei ent­zünd­li­chen Gelenk­er­kran­kun­gen sowie für die Behand­lung von Osteo­po­ro­se, die häu­fig bei Frau­en nach der Meno­pau­se auf­tritt. Wir kön­nen heu­te noch kei­ne kon­kre­te Emp­feh­lung für eine bak­te­ri­en­freund­li­che Ernäh­rung geben, aber ein mor­gend­li­ches Müs­li und aus­rei­chend Obst und Gemü­se täg­lich hel­fen, einen arten­rei­chen Bak­te­ri­en­mix auf­recht­zu­er­hal­ten.“

Ori­gi­nal­pu­bik­la­ti­on: Lucas S. Natu­re Com­mu­ni­ca­ti­ons 9, Arti­cle num­ber: 55 (2018) Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg;Foto: © Jan Schuler/Fotolia; © MedCon Health Contents GmbH