Was steckt hinter meinen Rückenschmerzen?
Rückenschmerzen sind ein sehr häufiges Beschwerdebild – fast jeder erlebt im Laufe seines Lebens einmal Schmerzen im Rücken. Was sich einfach anfühlt, kann viele verschiedene Ursachen haben, und nicht immer steckt ein „Schaden“ im klassischen Sinn dahinter:
1. Schmerzen ≠ Schäden
Nur weil etwas weh tut, heißt das nicht automatisch, dass Gewebe nachhaltig beschädigt ist. Schmerzen sind ein Warnsignal des Nervensystems, das auf Überlastung, Verspannung oder Reizung reagiert – ähnlich wie bei einem Muskelkater nach ungewohnter Belastung. Viele Rückenschmerzen treten ohne strukturelle Schäden auf und lassen sich durch funktionelle Störungen erklären. Das bedeutet: Schmerzen können aus Veränderungen in der Muskelspannung, im faszialen Gewebe oder in der Steuerung des Nervensystems entstehen, ohne dass ein Knochen, eine Bandscheibe oder ein Gelenk „kaputt“ ist.
2. Häufige Ursachen von Rückenschmerzen
Rückenschmerzen können durch unterschiedliche Strukturen und Mechanismen ausgelöst werden – oft wirken mehrere gleichzeitig:
Muskuläre Ursachen
Verspannte oder überlastete Muskeln im Rücken oder Rumpf können Schmerzen auslösen. Besonders bei Bewegungsmangel, Fehlbelastungen oder Stress kommt es zu hartem Muskeltonus und einer verminderten Durchblutung. Das führt zu Schmerzempfindungen – selbst ohne eindeutige strukturelle Schäden.
Gelenke der Wirbelsäule
Die kleinen Wirbelgelenke (z. B. Facettengelenke) können durch Überlastung, Fehlhaltung oder Degeneration schmerzhaft werden. Gelenkschmerzen sind oft bewegungsabhängig.
Bandscheiben
Ein Bandscheibenvorfall ist auch ein möglicher Grund für Rückenschmerzen. Häufig treten jedoch eher funktionelle Probleme auf – z.B. wenn die Bandscheibe ihre Elastizität verloren hat oder durch Haltung ungünstig belastet wird.
Fasziale Strukturen
Faszien sind weitverzweigte Bindegewebsschichten, die Muskeln, Gelenke und Organregionen miteinander verbinden. Werden sie verklebt oder weniger gleitfähig, kann das Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen, da sie viele freie Nervenendigungen enthalten und deshalb schmerzempfindlich sind.
Nervale Ursachen
Nerven können durch Reizungen – zum Beispiel durch Muskelverspannung, Entzündungsreaktionen oder Druck auf austretende Nerven – schmerzen oder ausstrahlen lassen. Dies kann zu Kribbeln, ausstrahlenden Schmerzen oder Sensibilitätsveränderungen führen.
3. Haltung, Stress und Schmerz
Unsere Haltung beeinflusst, wie Muskeln, Faszien und Gelenke belastet werden. Eine dauerhaft gekrümmte oder asymmetrische Haltung – z. B. bei langem Sitzen im Home‑Office oder am Schreibtisch – führt zu einseitigen Belastungen, Verkürzungen und Verspannungen. Stress ist ein unterschätzter Faktor: Wenn wir angespannt sind, steigt die Muskelspannung reflexartig an – meist unbewusst. Chronischer Stress führt so zu einer dauerhaften Anspannung der Muskulatur und kann Schmerzen verstärken, weil der Körper in „Alarmbereitschaft“ verharrt.
4. Warum Schonung oft schadet
Viele Menschen glauben, dass Schonung den Rücken „schont“. Tatsächlich aber kann längere Bettruhe oder das Vermeiden von Bewegung die Muskulatur schwächen, die Durchblutung reduzieren und die Schmerzwahrnehmung sogar verstärken. Moderate, kontrollierte Bewegung fördert die Ernährung von Gelenken und Bandscheiben, entspannt Faszien und Muskeln und unterstützt die natürliche Heilung. Gezieltes Training zur Stabilisierung der Rumpfmuskulatur kann Rückenschmerzen langfristig reduzieren oder verhindern.
5. Warum Bildgebung (z.B. ein MRT) nicht immer die Lösung ist
Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT zeigen Strukturen wie Knochen, Bandscheiben und Gelenke sehr detailliert – aber sie können keine funktionellen Probleme abbilden (etwa muskuläre Verspannungen oder fasziale Verklebungen). Viele Menschen ohne Schmerzen haben zum Beispiel Veränderungen an Bandscheiben im MRT, und umgekehrt können Menschen starke Schmerzen haben, obwohl im Bild nichts Auffälliges sichtbar ist. Deshalb ist Bildgebung nur sinnvoll, wenn klinische Warnzeichen oder neurologische Ausfälle vorliegen; sie sollte nicht automatisch bei jedem Schmerz durchgeführt werden
Fazit
Rückenschmerzen sind ein komplexes Zusammenspiel aus muskulären, faszialen, gelenkigen und nervalen Faktoren – oft beeinflusst durch Haltung, Bewegungsmuster und Stress. Schmerzen sind ein Signal, aber kein zuverlässiger Marker für strukturellen Schaden. Eine aktive, gezielte Bewegungstherapie, Haltungskorrektur und ein ganzheitlicher Blick auf die Ursachen sind oft hilfreicher als reine Schonung oder isolierte bildgebende Diagnostik. Die Praxis Bergstraße verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz aus orthopädischer Untersuchung, funktioneller Diagnostik und Behandlung inklusive Osteopathie und Trainingstherapie, um die wirklichen Auslöser der Beschwerden aufzudecken und zu behandeln.






