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Dezember 2017

Wirksame und lang anhaltende Schmerzlinderung durch Akupunktur

Die Ergeb­nis­se der aktu­el­len Stu­die von Andrew J. Vickers et al. „Acu­p­unc­tu­re for Chro­nic Pain: Update of an Indi­vi­du­al Pati­ent Data Meta-Ana­ly­sis” bestä­ti­gen die hohe Wirk­sam­keit der Aku­punk­tur bei chro­ni­schen Schmer­zen. Der viel dis­ku­tier­te Pla­ce­bo-Effekt der Nadel­the­ra­pie konn­te wider­legt wer­den.

„Die Aku­punk­tur ist eines der am bes­ten nach­ge­wie­se­nen Ver­fah­ren in der Behand­lung chro­ni­scher Schmer­zen“, erklärt Pri­vat­do­zent Dr. Domi­nik Irnich, Mit­au­tor der am 2. Dezem­ber im „Jour­nal of Pain” der Ame­ri­can Pain Socie­ty ver­öf­fent­lich­ten Stu­die. Irnich ist Wis­sen­schaft­ler und lei­ten­der Arzt der Schmerz­am­bu­lanz an der LMU Mün­chen sowie 1. Vor­sit­zen­der der Deut­schen Ärz­te­ge­sell­schaft für Aku­punk­tur (DÄGfA). Er betont, dass die in Deutsch­land noch weit ver­brei­te­te Mei­nung, die Wir­kung von Aku­punk­tur sei nicht bes­ser als eine Pla­ce­bo-The­ra­pie oder es sei egal, wohin man sticht, mit der vor­lie­gen­den Stu­die end­gül­tig der Ver­gan­gen­heit ange­hö­re. „Im Prin­zip ist nun jeder Arzt ver­pflich­tet, den Pati­en­ten auf die Mög­lich­keit der Aku­punk­tur bei den in der Stu­die ana­ly­sier­ten Indi­ka­tio­nen hin­zu­wei­sen“, so Irnich.

Über 20.800 indi­vi­du­el­le Pati­en­ten­da­ten aus 39 ran­do­mi­siert-kon­trol­lier­ten Stu­di­en haben Andrew J. Vickers, For­schungs­me­tho­di­ker und Bio­sta­tis­ti­ker im New Yor­ker Memo­ri­al Slo­an Ket­te­ring Can­cer Cen­ter und sei­ne Kol­le­gen aus­ge­wer­tet. Ihre Ana­ly­se belegt laut Mit­tei­lung der DÄGfA „nach­hal­tig die Wirk­sam­keit der Aku­punk­tur bei Kopf­schmer­zen, Rücken­schmer­zen, Schmer­zen bei Knie­ge­lenks­ar­thro­se und Schul­ter­schmerz”. Die Wis­sen­schaft­ler hät­ten außer­dem auf­zei­gen kön­nen, dass die the­ra­peu­ti­sche Wirk­sam­keit der Aku­punk­tur nicht allein über den Pla­ce­bo-Effekt erklärt wer­den kön­ne: Die Nadel­the­ra­pie sei Pla­ce­bo- und ande­ren Kon­troll­ver­fah­ren sogar deut­lich über­le­gen. Bemer­kens­wert sei der nach­ge­wie­se­ne Behand­lungs­ef­fekt der Nadeln. Die­ser hal­te, bei einer Abnah­me von ledig­lich 15% der Effekt­stär­ke, über zwölf Mona­te an.

Da die auf­wen­di­ge Meta-Ana­ly­se auf den Pri­mär­da­ten der jewei­li­gen refe­rier­ten Stu­di­en basie­re, so die DÄGfA, sei sie gän­gi­gen Aus­wer­tun­gen, die Stu­di­en­ergeb­nis­se zusam­men­fass­ten, „deut­lich über­le­gen”. Die gewähl­te Metho­de gel­te als die aktu­ell ver­läss­lichs­te, um medi­zi­ni­sche Fra­ge­stel­lun­gen anzu­ge­hen, die durch Ein­zel­stu­di­en nicht aus­rei­chend geklärt wer­den konn­ten.

Den­noch soll­te Aku­punk­tur nicht über­be­wer­tet oder gar als All­heil­mit­tel ver­stan­den wer­den, warnt die DÄGfA, und Irnich unter­streicht, dass chro­ni­sche Schmerz­pa­ti­en­ten, die bei­spiels­wei­se seit vie­len Jah­ren unter Rücken­schmerz lei­den, auch durch Aku­punk­tur nicht für immer geheilt wer­den kön­nen. „Hier soll­ten inter­dis­zi­pli­nä­re, mul­ti­moda­le Schmerz­the­ra­pi­en, die nach­weis­lich zur Schmerz­lin­de­rung bei­tra­gen und sowohl bio­lo­gi­sche als auch psy­chi­sche und sozia­le Ursa­chen des chro­ni­schen Schmer­zes berück­sich­ti­gen, ver­stärkt in den Fokus der Medi­zi­ner rücken“, so Irnich. Aus Sicht der DÄGfA, die sich seit 1951 für ein hohes Niveau der Aku­punk­tur­aus­bil­dung von Ärz­ten ein­setzt, gehört die Aku­punk­tur des­halb zwin­gend in ärzt­li­che Hän­de. Auch weil sie als inva­si­ves Ver­fah­ren eine ent­spre­chend fun­dier­te ärzt­li­che Indi­ka­ti­on erfor­dert. Quelle: DÄGFA-Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e.V.; Foto © sunlight19 – Fotolia.com; © MedCon Health Contents GmbH